Forward PE Ratio – Erklärung & Berechnung

Autor: Pit Wilkens Inhaltlich geprüft von: Philipp Berger

Die Forward PE Ratio (engl. „Forward Price-Earnings-Ratio“; deutsch: erwartetes Kurs-Gewinn-Verhältnis), ist eine Kennzahl zur Bewertung von Aktiengesellschaften. Sie kann Aufschluss über die Unter- oder Überbewertung eines Unternehmens geben und somit ein erstes Kauf- oder Verkaufssignal für Aktien liefern. In diesem Artikel werden die Herleitung, der Nutzen und die Interpretation des erwarteten KGV erläutert und mit Praxisbeispielen verdeutlicht.

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Forward PE Ratio – Definition

Die Forward PE Ratio (erwartetes KGV) ähnelt im weiten Teilen der klassischen PE Ratio (dt.: Kurs-Gewinn-Verhältnis) und unterscheidet sich im Wesentlichen dadurch, dass eine Gewinnprognose verwendet wird, statt dem letzten bilanziellen Gewinn.

Eine herkömmliche PE Ratio ergibt sich aus dem Verhältnis zwischen dem aktuellen Aktienkurs und dem letzten Jahresgewinn des Unternehmens pro Aktie. Somit ist sie vergangenheitsorientiert. Das erwartete KGV berücksichtigt dagegen Gewinnprognosen für die Berechnung der Kennzahl. Der aktuelle Aktienkurs wird durch die prognostizierten Gewinne pro Aktie geteilt. Als Prognosezeitraum werden gewöhnlich 12 Monate oder das folgende Wirtschaftsjahr verwendet.

Der daraus entstehende Wert kann in der Praxis nur bei positiven erwarteten Gewinnen gebildet werden und ist somit immer eine positive Zahl. Unternehmen mit einer geringen Forward PE Ratio gelten grundsätzlich als unterbewertet und Unternehmen mit einer hohen Forward PE Ratio grundsätzlich als überbewertet. Das bedeutet, dass eine Aktie zu einem anderen Kurs gehandelt wird, als sie eigentlich gehandelt werden sollte.

Aufgrund der Zukunftsorientierung ist das erwartete KGV immer einer gewissen Unsicherheit ausgesetzt. Die getroffenen Annahmen können sich ebenso als falsch herausstellen und die Aussagekraft der Kennzahl stark leiden. Deswegen empfiehlt sich die Verwendung des erwartete KGV mit anderen Kennzahlen abzustimmen, um sinnvolle Ergebnisse hervorzubringen.

Hinweis: Auch bei der Forward PE Ratio werden keine negativen Werte angegeben.

Berechnung der Forward PE Ratio

Für die Ermittlung der Forward PE Ratio wird der aktuelle Aktienpreis mit dem erwarteten Gewinn des nächsten Jahres pro Aktie verglichen. Die Berechnung kann auf Unternehmensebene und auf Aktienebene durchgeführt werden. Das Vorgehen ist zwar ähnlich, aber häufig wird die Ermittlung auf Aktienebene gewählt.

Dafür wird der aktuelle Aktienkurs verwendet, der auf gängigen Finanzwebsites oder der Investor Relations Seite des Zielunternehmens einsehbar ist. Die prognostizierten Gewinne werden meistens auf Unternehmensebene ermittelt und müssen daher noch durch die Anzahl der ausstehenden Aktien geteilt werden. Diese Kennzahl lässt sich unter anderem im Geschäftsbericht des Unternehmens finden.

prognostizierter~Gewinn~pro~Aktie=\frac{prognistizierter~Jahresüberschuss}{Anzahl~der~ausstehenden~Aktien}

Danach wird der Aktienkurs durch die Gewinnprognose pro Aktie geteilt. Die Einheit beider Werte ist Euro (oder eine andere Währung) pro Stück und wird bei der Ermittlung gekürzt, sodass das Produkt eine reine Verhältniszahl (auch „Vielfaches“ oder „Multiple“) ist.

Forward~PE~Ratio=\frac{aktueller~Aktienkurs}{ prognostizierter~Gewinn~pro~Aktie}

Interpretation der Foward PE Ratio

Das Forward PE (das geschätzte KGV) lässt bspw. Rückschlüsse auf die Gewinnprognose eines Unternehmens zu. Im Vergleich ergeben sich dann folgende Tendenzen.

Forward PE Ratio > PE Ratio = sinkende Gewinnerwartung

Forward PE Ratio = PE Ratio = konstante Gewinnerwartung

Forward PE Ratio < PE Ratio = steigende Gewinnerwartung

Darüber hinaus liefert das erwartete KGV ein Indiz zur Über- oder Unterbewertung eines Unternehmens. Was eine hohe und eine niedrige Forward PE Ratio ist, entscheidet sich von Branche zu Branche. Je stärker eine Branche wächst, desto höher ist die mittelfristige Erwartung an diese. Das zeigt sich in sehr ambitionierten Kursen und relativ geringen Gewinnen. In einer solchen Branche ist auch das erwartete KGV höher, als bei Versorgeraktien in einem gesättigten Markt.

Für eine bessere Aussagekraft ist ein Vergleich von Forward PE Ratio und PE Ratio empfehlenswert.

Nachteile des erwarteten KGV

Die Aussagekraft der erwarteten KGV ist insbesondere dadurch eingeschränkt, dass die Kennzahl mit prognostizierten Werten gebildet wird. Gewinnannahmen können, müssen aber nicht eintreffen. Dabei spielt es keine Rolle, ob Analysten oder das Unternehmen selbst die Prognosen erstellt haben. Wirklich sicher sind nur die aktuellen Zahlen.

Zudem kann der Bewerter nicht erkennen, ob ein Unternehmen seine Gewinne realistisch, optimistisch oder pessimistisch eingeschätzt hat. Niedrige Gewinnprognosen sind leichter zu erreichen, können aber Investoren verärgern. Hohe Prognosen sind gut für den aktuellen Kurs, aber auch schwieriger zu erreichen. In beiden Fällen besteht die Gefahr einer Gewinnwarnung.

Neben der mangelnden Prognosegenauigkeit ist auch der begrenzte Zeitraum ein Problem. Bis zu einem Jahr wird in der Regel für die Kennzahl der verwendete Gewinn geplant. Wirklich aussagekräftig wäre das erwartete KGV aber erst bei einem mehrjährigen Planungshorizont. Wird eine größere Akquisition vorbereitet oder eine Investition getätigt, kann der Gewinn kurzfristig sinken, obwohl er mittelfristig steigt.

Komplexere Bewertungsverfahren, wie das Discounted-Cash-Flow-Verfahren arbeiten beispielsweise mit einem Detailplanungszeitraum von drei bis fünf Jahren und danach mit einer groben Prognose, die unendlich fortgeführt wird. Das Ergebnis kann oft präziser als sein als die Gewinnerwartungen des nächsten Jahres.

Weiterhin werden nur finanzielle Sachverhalte berücksichtigt. Ein hervorragendes Management und eine gute Positionierung im Markt kann bei der Ermittlung der Forward PE Ratio nicht als Zahl eingesetzt werden. Natürlich entwickeln sich die Gewinnaussichten aufgrund dieser Eigenschaften oft positiv, aber direkt berücksichtigt werden sie nicht.

Info: Eine Gewinnwarnung wird primär bei geringeren Gewinnen als erwartet ausgegeben. Allerdings wird auch von einer Gewinnwarnung gesprochen, wenn die Gewinnprognose angehoben wird. Es handelt sich also um ein Instrument bei abweichenden reellen Gewinnen von den geplanten Werten. Beide Konstellationen verschlechtern die Aussagekraft der Forward PE Ratio.

Beispiel zur Ermittlung der Forward PE Ratio

Die größte Schwierigkeit bei der Ermittlung der Forward PE Ratio ist die Bestimmung der zukünftigen Gewinne eines Unternehmens. Bestenfalls gibt das Unternehmen selbst eine Schätzung ab. Diese bezieht sich jedoch in der Regel auf das laufende Geschäftsjahr. Je näher dieses dem Ende zugeht, desto weniger aussagekräftig ist die Unternehmensschätzung. Analysten hingegen wagen in der Regel auch einen Blick in die Zukunft.

Bei Betrachtung der Allianz SE ist Ende 2019 schon eine Prognose für 2020 notwendig. Die Allianz selbst hat eine solche Prognose bisher nicht kundgetan, weshalb der Rückgriff auf eine Seite erfolgt, wo einige Prognosen kostenfrei einsehbar sind. Die Analysten geben dabei im Mittel am 05.12.2019 von einem 2020er-Ergebnis von 20,36 Euro pro Aktie aus (Quelle). Der Aktienkurs kann auf diversen Informationsseiten eingesehen und einfach übernommen werden. Wichtig ist, dass Kurs und Gewinn in der gleichen Währung verwendet werden.

Forward PE Ratio - Allianz SE Beispiel
Berechnung der Forward PE Ratio von Allianz SE auf Aktienkursbasis

Forward PE Ratio - Allianz SE Ergebnisse
Auswahl des erwarteten Gewinnes pro Aktie

Forward~PE~Ratio~Allianz=\frac{214,20~EUR}{ 20,36~EUR}=10,52

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